Wer führt mein Unternehmen weiter?
Warum immer mehr mittelständische Unternehmen keinen Nachfolger haben- und wie Sie sich und Ihr Unternehmen für eine Übergabe attraktiv machen können
Laut dem KfW Nachfolge – Monitoring 2020 sind mittlerweile 29 % der mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmer über 60 Jahre alt, darunter 13 % über 65 Jahre. Das bedeutet, dass die Schere zwischen Unternehmen mit offener Nachfolge und potentiellen Übernehmern in den nächsten fünf Jahren noch deutlicher auseinandergehen wird.
War es früher noch üblich, dass die Kinder das Unternehmen weiterführen und sogar ausbauen, sinkt die Zahl der familieninternen Übergaben konstant. Bei einer Befragung der Deutschen Unternehmensbörse (DUB) im vergangenen Frühjahr gaben beispielweise nur 18% aller Befragten diese Option als Übergabeform an. Laut KfW Research liegt die Gesamtzahl bei allen kurzfristig anstehenden Übergaben innerhalb der nächsten beiden Jahre bei nur noch 44%.
Ein Nachfolger, der sich allein aus Traditionsbewusstsein für die Karriere im Familienbetrieb entscheidet, hat schlechte Karten. Denn die Tatsache, künftiger Erbe des Betriebs zu sein, qualifiziert nicht automatisch für die Unternehmensnachfolge.
Für einen Firmeninhaber, der nicht nur sein Lebenswerk, sondern auch das der vorhergehenden Generationen nun an einen externen Käufer übergeben soll, ergeben sich Fragestellungen und Meilensteine, auf die er in den meisten Fällen nicht vorbereitet ist. In den kommenden Jahren werden zudem doppelt so viele Unternehmen einen Käufer suchen als Nachfolger bereitstehen, vermutlich sogar weit mehr, da den Senioren der Babyboomer Zeit die nachfolgenden geburtenschwachen Jahrgänge gegenüberstehen.
Eine passende, funktionierende und langfristig tragfähige Nachfolgelösung ist nicht von heute auf morgen gefunden.
Haben Sie genügend Zeit dafür eingeplant?
Ja? Dann stehen Sie schon am Ende dieses ganzen Prozesses der Nachfolgeplanung: dem eigentlichen Verkauf, der auch gewisse Zeit in Anspruch nimmt. Aus unseren abgeschlossenen M&A Transaktionen haben wir Richtwerte ermittelt, die einen ersten Überblick verschaffen:
Aus der Praxis…
Herr Uwe Gehring, SHK Meister aus Baunach bei Bamberg hat sich frühzeitig um eine Nachfolgelösung gekümmert und war dennoch überrascht durch einige auftretende Fallstricke. Sein erfolgreicher Handwerksbetrieb aus dem Handwerksbereich mit über 60 Mitarbeitern hätte von einem klassischen MBI-Nachfolger (Management buy-in durch einen Gründer) neben dem Meistertitel auch eine sehr hohe Eigenkapitalquote bei der Finanzierung gefordert. Ein strategischer Verkauf an ein anderes Unternehmen erschien daher die erfolgversprechendste Möglichkeit, seine Firma zu übergeben und sich noch einmal einem neuen Ziel zu widmen.
Nachdem bereits länger andauernde Gespräche mit einer branchenbekannten, großen Firmengruppe immer wieder ins Stocken gerieten und seitens des Interessenten hauptsächlich der Unternehmenswert in den Mittelpunkt der Verhandlungen gestellt wurde, entschied sich Herr Gehring die Beauftragung seines Firmenverkaufs an die Firmenberatung Deininger zu übergeben.
Langjährige Erfahrung und zahlreiche Kontakte ermöglichten eine sehr zielgerichtete Ansprache von potentiellen Interessenten. Mit der HPM Firmengruppe aus Hamburg (https://handwerksgruppe.de/), die ein bundesweites Firmennetzwerk unterhält, wurde der passende Käufer schnell identifiziert. Die Phase der Unternehmensprüfung war intensiv, ein Konsortium aus Anwälten und Beratern durchleuchtete die HSG im Rahmen der due diligence. Hier kam dem Unternehmer zugute, dass alle Unterlagen, Verträge und Dokumentationen wohl sortiert, und aktuell waren. Herr Gehring, der das Unternehmen von seinem Vater übernommen hatte, wollte auch die Immobilien und Grundstücke mit veräußern, was von der HPM Gruppe gerne gesehen wurde.
Dazu Herr Gehring: „Der Verkaufsprozess nahm rasch Gestalt an, und im Netzwerk der Firmenberatung war der passende Käufer schnell gefunden. Herr Deininger und sein Team begleiteten sämtliche Verhandlungen und die Ausgestaltung des Kaufvertrages, zusammen mit einem Fachanwalt- dank dieser kompetenten Unterstützung ist die HSG nun Teil einer großen Handwerksgruppe. Ich selbst bin nach wie vor Geschäftsführer und freue mich, dass die HSG selbstständig erhalten bleibt und dennoch von den Strukturen der HPM Gruppe profitieren kann.“
Sollten Sie sich nicht sicher sein, ob Ihr Unternehmen für die proportional immer kleiner werdende Menge an potentiellen Nachfolgern attraktiv ist, wollen wir auf ein paar Punkte aufführen, die es im Vorfeld zu bedenken gibt. Diese gelten prinzipiell für alle Übergabeformen und können zusätzlich den zu erzielenden Verkaufswert erheblich steigern.
Unabhängig davon kann aber der erzielte Preis auch aufgrund der gewählten Übergabeform und der Herkunft des Käufers variieren. Bankfinanzierungen betragen üblicherweise 50% bis 70% des Kaufpreises, bei einem Verkauf an eine Privatperson müssen dann beispielweise bei fehlender Finanzierbarkeit innerhalb des Unternehmens Nachlässe auf den Preis gegeben oder Earn-Out-Modelle verhandelt werden.
Ebenfalls hilfreich ist, den Steuerberater von Anfang an mit in die Überlegungen einzubeziehen, um Sie auch steuerrechtlich abzusichern.
Was also macht Ihr Unternehmen attraktiv für eine Nachfolge?
Folgende Punkte sind im Vorfeld auch deshalb zu analysieren und bedenken, da sie sich zusätzlich auf den zu erzielenden Wert Ihres Betriebes auswirken:
- Zukunftsfähiges Geschäftsmodell
- Unabhängigkeit vom Geschäftsführer
Eine fehlende zweite Führungsebene und fehlende Dokumentation sind oftmals KO-Kriterien. Sorgen Sie für einen gesicherten Wissenstransfer!
- Saubere Buchführung und Bilanzierung
Die Datenbasis für die Unternehmenswertberechnung, dabei sind viele Steueroptimierungen kontraproduktiv, auch wenn sie kurzfristig Kapital bringen. Sprechen Sie mit uns und Ihrem Steuerberater! - Branchenübliche Vergütungen für Geschäftsführer und Angehörige
Diese sollten in üblichem Umfang liegen, da sonst Bereinigungen vorgenommen werden müssen. Die Anzahl der beschäftigten Angehörigen sollte überschaubar sein. - Ausreichend Liquidität
Eine Auszahlung von Gewinnvorträgen oder die Auflösung von Rückstellungen z.B. für Zeit- oder Urlaubskonten vor Verkauf muss möglich sein.
- Firmengröße, Mitarbeiterzahl und der Umsatz (ganz allgemein)
Beim KfW-Mittelstandspanel haben im Jahr 2017 41% der Betriebe mit unter fünf Beschäftigten statt einer Nachfolge die Stilllegung geplant. - Branchenüblicher Warenbestand
- Regelmäßige Investitionen und Reparaturen
- Zukunfts- und ausbaufähiges Geschäftsmodell
- Geringe Mitarbeiterfluktuation, keine überalterte Belegschaft
- Moderne Soft- und Hardwareausstattung, Internetauftritt
Nachfolgeplanung ist wichtig und sorgt dafür, dass Sie als Unternehmer ohne Zeitdruck und Stress in den wohlverdienten Ruhestand treten oder noch einmal neu durchstarten können.
Für jeden Unternehmer kommt einmal der Zeitpunkt, an dem er seine Firma an einen Nachfolger übergibt. Die Planung dieses einschneidenden Ereignisses sollte jedoch mindestens drei Jahre vorher in Angriff genommen werden.
Für eine Nachfolgeplanung sprechen auch betriebswirtschaftliche und organisatorische Gründe wie z.B. Gewährleistungsfristen gegenüber Kunden, Konditionen bei Lieferanten, Bankdarlehen, oder die Sicherung von Arbeitsplätzen.
Besonders ist hier auch die Sicherstellung der eigenen Altersvorsorge zu erwähnen, die nicht nur aus dem erzielten Kaufpreis besteht, sondern auch eventuelle Pensionszusagen, die im Unternehmen eingebettet sind, enthält.
Wenn Sie für sich den Entschluss gefasst haben, Ihr Unternehmen mittelfristig an einen Nachfolger übergeben zu wollen oder zu müssen, suchen Sie sich bei der Planung der nächsten Schritte beratende Unterstützung! Es sollte im ersten Schritt eine Nachfolgeplanung erstellt werden, die allen wichtigen Punkten Beachtung schenkt und Ihnen Sicherheit für den Verkaufsprozess bietet. Gerne unterstützen wir Sie bei Ihrem Vorhaben, kontaktieren Sie uns!